Der Thunersee tritt immer wieder über die Ufer, wenn es stark regnet oder während der Schneeschmelze. Seine Abflüsse können die Wassermassen nicht bewältigen, sodass die Region zuletzt 1999 und 2005 zwei schwere Überflutungen erleben musste. Ein Entlastungsstollen soll Hilfe bringen. Seine Trasse liegt auf ganzer Länge im Grundwasser und führt in 15 Metern Tiefe vom Schifffahrtskanal entlang der Bahnlinie, unterquert den Bahnhofsvorplatz und mündet unterhalb des Kraftwerks Thun in die Aare. Unterführungen werden in einem Abstand von nur acht Metern unterquert. Weitere Herausforderung: Die Platzverhältnisse in Start- und Zielschacht, beide sehr eng und der Zielschacht überdies mit einer stark abfallenden Sohle versehen.
Von August 2007 bis April 2008 ist der Herrenknecht-Mixschild unter der Stadt Thun unterwegs. Entgegen der künftigen Fließrichtung, also von der Aare her in Richtung Schifffahrtskanal, fährt die S-398 – zuvor schon in Köln im Einsatz – den 1.169 Meter langen Tunnel auf. Mithilfe der Mixschild-Technologie und einem äußerst kompetenten Baustellenteams kann zuverlässig verhindert werden, dass beispielsweise der Bahnbetrieb durch die Unterquerung beeinträchtigt wird. Der Tunnelausbau erfolgte mit Stahlbetontübbingen, deren Fugen mit Neoprenbändern abgedichtet sind. Nach der Demontage der TBM werden die Ein- und Auslaufbauwerke errichtet.