Mit dem europäischen Röntgenlaser „European XFEL“ entsteht an der Grenze zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein ein wissenschaftliches Leuchtturmprojekt. Es besteht zu einem großen Teil aus unterirdischen Bauwerken und einem verzweigten Tunnelsystem. In dem Haupttunnel werden Elektronen auf annähernd Lichtgeschwindigkeiten beschleunigt und anschließend in einem Tunnel-Fächer mit Hilfe von speziellen Magnetfeldern zum Aussenden hochintensiver Röntgenlaserblitze gebracht. Sie eröffnen Wissenschaftlern und industriellen Anwendern völlig neue Forschungsmöglichkeiten im Nanobereich. So lassen sich atomare Details von Viren und Zellen entschlüsseln, dreidimensionale Aufnahmen aus dem Nanokosmos machen oder chemische Reaktionen filmen.
Für den Tunnelvortrieb kommen zwei Herrenknecht-Mixschilde zum Einsatz. Die Gesamtvortriebslänge von knapp 5,8 Kilometern teilt sich auf elf verschieden lange Abschnitte auf. Der auf den Namen TULA (TUnnel für LAser) getaufte Mixschild (S-544, Durchmesser 6,16 m) nimmt den Vortrieb im Juli 2010 auf. Bereits am 3. September 2010 feiert die erfahrene Tunnel-Crew den ersten Durchbruch.
Die Schwestermaschine S-545 (AMELI für „AM Ende LIcht“, Durchmesser 5,45 m) benötigt für 2,7 Kilometer Vortrieb lediglich von Januar 2011 bis Mai 2012. Für die insgesamt acht Tunnelabschnitte muss AMELI drei Mal durch einen bereits fertigen Schacht bewegt und vier Mal komplett aus dem Schacht gehoben und umgesetzt werden. Auf exaktem Kurs gehalten werden die Maschinen mithilfe eines lasergesteuerten Navigationssystems von VMT.
Mixschild-Technologie von Herrenknecht ist nicht zum ersten Mal auf Forschungsmission in Hamburg unterwegs. Bereits im Jahr 1987 wurde der Tunnel für den Teilchenbeschleuniger HERA mit dem Mixschild S-12 gebohrt.