Im wirtschaftlich aufstrebenden Ghana an der südwestafrikanischen Atlantikküste ist der Ausbau der Stromversorgung ein dringendes Thema. Beispielsweise durch andauernde Trockenperioden sinkt die Kapazität der Wasserkraftwerke am Volta-Stausee. Entsprechend verstärken Regierung und Wirtschaft die Investitionen in zusätzliche Energiequellen.
Mit der neuen „Kpone Independent Power Plant“ (KIPP) stärkt Ghana das nationale Stromnetz. Die Kapazität von 350 Megawatt beziehungsweise 2.700 GWh pro Jahr reicht aus, um rund 1 Million Haushalte mit Strom zu versorgen. Das Kraftwerk befindet sich etwa 25 Kilometer östlich der ghanaischen Hauptstadt Accra direkt an der Küste. Während des Betriebes wird das Öl-Gas-Kraftwerk über zwei Kühlwasserleitungen mithilfe von Meerwasser aus dem Atlantischen Ozean gekühlt.
Um diese Kühlwasser-Rohrleitungen mit einem Innendurchmesser von 2 Metern im Sea-Outfall-Verfahren herzustellen, wird eine Herrenknecht-Utility-Tunnelling-Maschine vom Typ AVND2000AB auf den afrikanischen Kontinent geliefert. Herrenknecht stattet den Bohrer für diesen speziellen Einsatz mit einem Bergemodul aus: Beim Sea-Outfall-Verfahren werden Rohrleitungen von der Küste aus ins offene Meer erstellt. Dort wird die Maschine unter Wasser geborgen. Das spezielle Modul verhindert eine Flutung von Maschine und Tunnel. Da die Werkzeuge im Verschleißfall auch bei hohem Grundwasserdruck gewechselt werden mussten, rüstete Herrenknecht die Microtunnellingmaschine zudem mit einer Überdruckschleuse aus.
Von zwei Schächten an der Küste aus fertigt das Baustellenteam zwischen Mai und Juli 2017 vier Tunnelbohrungen im Rohrvortrieb an. Zunächst treiben die Vortriebsspezialisten zwei Rohrleitungen in Richtung des Kraftwerkes vor. Die 545 Meter und 520 Meter langen Tunnel verlaufen unter dem Festland und stellen das Verbindungsstück zwischen Sea-Outfalls und Kraftwerk her. Anschließend werden die anspruchsvollen Bohrungen unter den Meeresgrund erstellt. Die AVN-Maschine fährt zuerst den 1.085 Meter langen Tunnel für die Kühlwasser-Entnahme („Sea Intake“) von der Küste bis zum Zielpunkt am Meeresboden auf. Dort wird sie in einer Tiefe von 17 Metern geborgen. Zuletzt erfolgt die Fertigstellung eines parallelen, 380 Meter langen Tunnels in Richtung Meer, der das Kühlwasser während des Kraftwerkbetriebs zurück in den Atlantik leitet („Sea Outlet“). Insgesamt entstehen Tunnel in einer Länge von 2.530 Metern.