Das Stockholmer Wasserversorgungsunternehmen Stockholm Vatten produziert täglich rund 370.000 m³ Trinkwasser für die 1,3 Millionen Bewohner der schwedischen Hauptstadt. 10 Kilometer südlich von Stockholm gilt es bei Huddinge, das Leitungsnetz um eine einen Kilometer lange 48-Zoll-Pipeline zu erweitern. Für eine offene Bauweise („cut & cover“) hätten hier Spundwände errichtet und das bis fast unter die Geländeoberkante stehende Grundwasser abgesenkt werden müssen. Bauherr und beauftragtes Bauunternehmen entschieden sich für das neue Pipe Express®-Verfahren von Herrenknecht, da es ohne Grundwasserabsenkungen auskommt.
Nach dem Bohrstart am 22. Februar wird bereits am 5. März 2015 der Zielpunkt erreicht. In der stärksten 12-Stunden-Schicht verschwinden 221 Meter Pipeline im Boden, die durchschnittliche Bauleistung liegt bei 0,70 Metern pro Minute. Circa 60 Prozent der Bauzeit nimmt allein das Verschweißen bzw. Beschichten der bis zu 224 Meter langen Stahlrohrstränge in Anspruch.
Pipe Express® von Herrenknecht ist ein neues, halboffenes Verfahren zur oberflächennahen Verlegung von Pipelines. Dabei erstellt an der Oberfläche ein Buggy mit einer Fräseinheit einen schmalen, ca. 40 Zentimeter breiten Graben. Darunter ist im Erdreich eine Bohrmaschine montiert, die den eigentlichen Tunnel mit Durchmessern bis zu 1,50 Metern gräbt und im gleichen Zug die Rohrleitung legt. Die herausgelöste Erde wird über die Fräseinheit zu Tage gefördert und hinter der Maschine wieder in den Graben gefüllt, aufwändige Nacharbeiten entfallen. Die Vorschubkraft für Abbaueinheit und Pipeline wird von der Startposition aus mit einem Herrenknecht-Pipe-Thruster aufgebracht.
Im Gegensatz zur konventionellen Bauweise sind die Trassenbreiten einschließlich Baustraßen bis zu 70 Prozent schmaler. Umfangreiche Erdbewegungen, Grundwasserabsenkungen, das Einrammen von Spundwänden usw. entfallen. Bis zu 2.000 Meter lange Pipelines mit einem Durchmesser von 900 – 1.500 Millimeter (36‘‘ - 60‘‘) können so schnell und kostengünstig verlegt werden.
Nach dem Pilotprojekt in den Niederlanden und einem Folgeeinsatz in Thailand bewährt sich das neue Verfahren in Stockholm bereits zum dritten Mal.
Video zum Projekt: https://www.youtube.com/watch?v=au64XS5tBUw